Der lange Weg zurück auf die Strasse

Nach der Abholung habe ich Zuhause erst mal eine Bestandsaufnahme gemacht und einen Plan erstellt was alles gemacht werden muss um Dave auf die Abnahme beim TÜV zur Erlangung deutscher Papiere sowie einer H-Zulassung vorzubereiten.

Der Fokus lag auf der Technik, denn die Optik gefiel mir mit der vorhandenen Patina sehr gut. Man darf dem Truck die fast 50 Jahre Arbeitsleben auch ansehen.

Zunächst habe ich die komplette Elektrik in Angriff genommen.

Der Vorbesitzer hatte bereits den Originalkabelbaum komplett entfernt und einen neuen Universalkabelbaum begonnen einzuziehen. Diesen habe ich wieder entfernt und mittels originaler Schaltpläne sämtliche Stromkreise festgelegt die Dave so braucht um zu funktionieren.

Der neue Kabelbaum verfügt über einen Sicherungskasten, den es so nicht gab, denn 1973 wurden größtenteils alle Ströme direkt über die Schaltkontakte geführt und dementsprechend große Kabelquerschnitte gewählt.

Einiges an Hirnschmalz war notwendig um Alles so zum funktionieren zu bringen, wie es denn sein soll.

Zusätzlich wurde auch noch der Tacho mit neuen Scheiben versehen um statt Meilen Kilometer anzuzeigen.

Nach der Elektrik habe ich mich mit dem Motor befasst, da der Truck zwar lief aber mehr schlecht als recht.

Dazu wurde der Vergaser komplett zerlegt, gereinigt und mit neuem Dichtsatz revidiert. Die Umrüstung auf einen elektrischen Choke und die Einstellung der Zündung brachte dann den gewünschten Erfolg.

Im Anschluss ging es an ein paar notwendige Blecharbeiten:

Aufgrund von Feuchtigkeit unter dem Teppich durch spröde Fensterdichtungen waren im Bodenbereich unter dem Teppich winzige „pinholes“ von innen nach außen gerostet.

Da die Transportkosten für Reparaturbleche extrem hoch sind, habe ich mich kurzerhand entschieden die notwendigen Teile selbst herzustellen.

Die schadhaften Stellen wurden herausgetrennt und die neu erstellten Bleche eingeschweißt, versiegelt und anschließend mit Karosserielack gestrichen.

Derweil kam auch Neuware in den Innenraum:

Der Teppich war nicht mehr zu retten, genauso wie der Bezug der Sitzbank.

Für die neue Sitzbank habe ich diese zunächst zerlegt, entrostet, lackiert und dann mit neuem Bezug wieder komplettiert.

Zusammen mit dem neuen Teppich sowie neuen Sicherheitsgurten ist der Innenraum damit schon einmal wieder ansehnlich hergestellt.

Weiter ging es mit dem Fahrwerk:

Die Hinterachse war undicht und wurde mit neuen Dichtungen, Simmeringen und frischem Öl wieder fit gemacht. Im Inneren sieht die „Heavy Duty“ Achse auch nach 50 Jahren fast unzerstörbar aus.

Die Antriebswelle bekam neue Kreuzgelenke sowie einen frischen Anstrich spendiert und auch der Simmering Am Getriebeausgang wurde in diesem Zuge ersetzt.

Sämtliche Stabilisatorgummis waren knüppelhart und teilweise schon abgefallen und wurden ebenfalls ersetzt.

Als nächstes war die hintere Bremsanlage dran, die mit neuen Belägen, Federn und Radzylindern zu neuem Leben erweckt wurde.

Die vorderen Scheibenbremse hatte der Vorbesitzer bereits komplett revidiert.

Das war aber leider noch nicht Alles:

Die Servolenkung verlor das Öl so, wie man es einfüllte durch alle möglichen Öffnungen.

Also wurde das Lenkgetriebe komplett zerlegt und von einer Buchse (die komplett ausgeschlagen war und ca. 5mm Luftspalt hatte) auf ein moderneres Nadellager der späteren Modelle aufgerüstet.

Mit neuem Dichtsatz zusammen gebaut funktioniert diese jetzt wieder wie am ersten Tag und man kann den Truck mit einem Finger am Lenkrad einparken.

Natürlich wurde auch das komplette Lenkgestänge ausgetauscht, da die Spurstangenköpfe diesen Namen eigentlich nicht mehr verdient hatten.

Die Abgasanlage war die letzte „TÜV“ Hürde, den original kam Dave mit seitlichem Endrohr vor der Hinterachse. Da aber in Deutschland Original noch lange nicht H-Kennzeichen konform heißt musste die Abgasführung über die Achse und gerade nach hinten heraus erfolgen.

Es war also ein kompletter Neubau nötig, der zu allem Überfluss noch den Enfall des Reserveradhalters und der Anhängerkupplung forderte.

Ein Paar optische Kleinigkeiten habe ich dann auch noch hinzugefügt.

So z.B. ein selbst gefertigtes Repro des „Caution Fan“ Decals, das den Besitzer davor warnt in den laufenden Lüfter zu gelangen.

Irgendwann im späten Frühjahr war es dann soweit und nachdem Elektrik, Fahrwerk, Motor, Antriebsstrang, Innenraum und Lenkung revidiert waren ging es auf den Weg zur Abnahme.

Dank Corona und einiger unwilligen Beamten zog sich diese Prozedur über Wochen und so dauerte es bis Anfang Juli bis Dave endlich als Historisches Fahrzeug in Deutschland „Road-Legal“ und angemeldet war.
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